Leben

Max Baur wird am 4. Februar 1898 in Günzburg an der Donau geboren. 1906 zieht seine Familie nach Pasing (damals noch ein Vorort von München). Von 1913 bis 1917 absolviert Baur eine Buchhändlerlehre, bevor er 1917 zum Ersten Weltkrieg einberufen wird. Nach einer Verwundung eine Woche vor Ausbruch der Novemberrevolution kehrt er 1918 zurück und setzt später seine Lehre wieder fort.

1924 geht Baur zum Tyrolia-Verlag nach Innsbruck und macht dort die schicksalhafte Bekanntschaft mit dem Fotografen Adalbert Defner, den er auf dessen Fotostreifzügen begleitet. Nach einer kurzen Zwischenstation beim Paulinus-Verlag in Trier, übernimmt Max Baur die kaufmännische Leitung von Adalbert Defners Fotowerkstatt in Wernigerode (Harz), macht eigenständige Erkundungen im fotografischen Handwerk und meldet Ende des Jahres eine eigene „Wekstatt für Lichtbildkunst“ an. 1931 absolviert er die Meisterprüfung (1935 folgt die Berufung in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner GDL). Ab 1933 beginnt ein Briefwechsel mit Hermann Hesse, der ein Sammler und Bewunderer seiner Fotografien wird. 1934 zieht Max Baur nach Potsdam, wo er bis 1953 mit seiner Frau (Heirat 1927) und seinen drei Kindern (Reimar Johannes 1928, Hermann 1930 und Monika 1936) lebt und arbeitet. Die Liebe zu dieser Stadt lässt ein umfangreiches Fotoarchiv entstehen, das ihn zu einem der bekanntesten und beliebtesten Potsdam-Fotografen werden lässt. In einer Publikation heißt es: „Was Canaletto für Dresden, das ist Max Baur für Potsdam.“

1944 taucht er bei seiner Mutter in Karlshuld im Donaumoos unter, um sich dem Volkssturm zu entziehen. 1945 kehrt er nach Potsdam zurück. Marianne Baur konnte in seiner Abwesenheit das gesamte Archiv retten.

Nach einem Jahr geheimer Vorbereitungen verlässt Max Baur im April 1953 mit seiner Familie die DDR und geht nach Aschau im Chiemgau ins Elternhaus seiner Frau. Dort gründen die beiden in der Mitte des Ortes ein Fotofachgeschäft. Fotografische Schwerpunkte dieser Zeit sind Aufnahmen bayerischer Landschaften und Barockkirchen, die Werke von Tilman Riemenschneider, Ignaz Günther und der Brüder Zimmermann. Nach dem Tod seiner Frau 1984 holt seine Tochter ihn nach München. Dort stirbt er am 16. Dezember 1988.

Einzelne Lebensdaten

1898
geboren am 4. Februar in Günzburg an der Donau als zweiter Sohn von Hermann Baur und Theodora Baur, geb. Hammerer

1906
Umzug der Familie nach Pasing (damals noch ein Vorort von München), dort Besuch des Gymnasiums
1913-1919
Buchhändlerlehre in einem Münchner Jugendbuchverlag
1917/1918
Militärdienst im Ersten Weltkrieg
1919-1925
Besuch von Vorlesungen der Germanistischen Fakultät der
Hochschule München und Gasthörer für Kunstgeschichte
bei Prof. Joseph Popp (2 Semester)

1925
Anstellung beim österreichischen Tyrolia-Verlag in Innsbruck als Hersteller; hier erster Umgang mit Druckgrafik und Fotografie Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit dem Fotografen Adalbert Defner (1884-1969)
1927
Wechsel zum Paulinus-Verlag in Trier als Herstellungsleiter



Heirat mit Marianne Ernsberger
1928


Geburt des Sohnes Reimar Johannes
1928 Umzug nach Wernigerode (Harz)
Kaufmännische Leitung der Fotowerkstatt des Landschaftsfotografen Dr. Adalbert Defner
Selbstständiges Erlernen des fotografischen Handwerks, Entstehung zahlreicher Landschafts- und Städteaufnahmen, vornehmlich im Harz
Gewerbeanmeldung einer eigenen „Werkstatt für Lichtbildkunst“ mit Versandgeschäft für Postkarten
1930



Geburt des Sohnes Hermann
1931
Meisterprüfung am 6. Mai
1932
Herausgabe des ersten Max Baur Kalenders
1934
Umzug nach Potsdam



Wohnung und fotografisches Atelier mit Verlag in der Kaiser-Wilhelm-Str. 1 (heute Hegelallee 1)
Gewerbebeginn zum 11. Juni (parallel dazu Weiterführung des Geschäftes in Wernigerode)
Schwerpunkte der fotografischen Tätigkeit: Architektur, Landschaft, Sachfotografie und Werbung
1935
Aufnahme in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (GDL)
1936



Geburt der Tochter Monika
1936-1944
Zahlreiche Auftragsarbeiten für die Städtische Lichtbildstelle Potsdam, für die Potsdamer Architekten Otto von Estorff und Gerhard Winkler, für das Architekturbüro Albert Speer und verschiedene Heeresbauämter

1937
Erscheinen des ersten Potsdam-Buches, in Zusammenarbeit mit Prof. Hans Kania
1944
Fotoarbeiten in Süddeutschland
Stellungsbefehl im September
Fahrt zur Mutter nach Karlshuld (Donaumoos), um dem Militärdienst zu entgehen
1945
Im Oktober Rückkehr nach Potsdam
Wohnung und fotografisches Atelier in der Mauerstr. 5
1946-1953
Dokumentation des zerstörten Potsdams
Arbeiten u.a. für die Abteilung Aufbau der Stadt Potsdam
Ausbildung von Lehrlingen
1953



Im April Flucht mit seiner Familie und dem gesamten Fotoarchiv nach Aschau im Chiemgau (Zillibillerstraße 2, vormals „Staubfreier Weg“)
1954


Eröffnung eines Fotogeschäftes in Aschau
Publikationen von Kalendern; neue fotografische Arbeitsfelder sind u.a. bayerische Landschaften und Barockkirchen sowie die Werke der Bildhauer Ingnaz Günther, Tilmann Riemenschneider und der Brüder Zimmermann


Foto: Kartz v. Kameke
1985-1988
Max Baur wird – nach dem Tod seiner Frau Marianne 1984 – in München von seiner Tochter betreut und stirbt dort am 16, Dezember 1988

Etwas von der wahren Tiefe der Welt

Allem Anschein nach war Baur eher ein Pragmatiker als ein Romantiker.
Dennoch eignet seinen Bildern ein sinnliches Element. Anders gesagt:
Der Betrachter wird nicht nur auf der visuellen Ebene angesprochen.
Was das betrifft, hat Baur eine faszinierende Bemerkung hinterlassen:
„Wenn ich Sanssouci betrete“, schrieb er, „steht vor mir ein Rätsel.“
Er meinte damit nicht die sichtbare Schönheit des Parks, sondern
den seltsamen, undefinierbaren Geruch, der in ihm eine reiche, tiefe

Vergangenheit beschwor. Es war in seinen Worten „als habe sich die
Atmosphäre, die man in den Schlössern verspürt, geradezu verdichtet
und so die Luft erfüllt“.
Intuitiv begriff Baur, dass Fotografien ähnlich aufgebaut werden mussten:
Dass ihre platte, dünne Oberfläche künstlerisch nur dann ein Erfolg werden

konnte, wenn sie etwas von der wahren Tiefe der Welt vermittelte.

William A. Ewing
Direktor, Musée de l´Elysée in Lausanne, 2001